Panorama von Küstrin um 1935, Öl auf Leinwand (220cm x 120cm) v. Norbert Streich, Rep. Tomasz Kulik | zur Startseite Panorama von Küstrin um 1935, Öl auf Leinwand (220cm x 120cm) v. Norbert Streich, Rep. Tomasz Kulik | zur Startseite

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Das versunkene Kloster

Dort, wo die Kunststraße von Berlinchen, der Perle der Neumark, nach Bernstein, der kleinsten Stadt des Soldiner Kreises, führt, liegt der Hopfensee. Er ist nur klein, soll aber doch unergründlich tief sein. Früher, so wird berichtet, stand dort ein Berg, auf welchem ein Nonnenkloster erbaut war. Als in späteren Zeiten die Nonnen ihr Gelübde der Keuschheit und Armut vergaßen und ein ausgelassenes Leben führten, kam das Strafgericht Gottes über sie, und das Kloster ging an einem Johannistage während einem furchtbaren Sturmgewitters, das bis zum Abend dauerte, unter. Als am nächsten Morgen die Sonne wieder lachte, war das Kloster verschwunden, und an seiner Stelle lag ein tiefer, blauer See. An jedem Johannistage steigt aus der Tiefe des Sees eine Jungfrau empor und wartet, ob nicht jemand kommt, sie und ihre Schwestern zu erlösen. – Nur ein Sonntagskind würde es vermögen. Bis jetzt aber harren sie vergeblich darauf.

 

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Eine andere Erzählung berichtet, dass es kein Kloster, sondern ein festes mit Mauern, Gräben und Wallumgebenes Schloss gewesen, welches in dem Hopfensee untergegangen sei. Hier aber früher ein Herr von Voß gehaust, der als Wegelagerer weit und breit bekannt und gefürchtet war. Da aber kein Übermut zu groß ward, kam ein schweres Ungewitter und vernichtetet das Schloss samt seinen Bewohnern. An jener Stelle entstand der Hopfensee. An jedem Johannistage steigt eine Nixe aus seinen Fluten und setzt sich auf einen Stein, der am Ufer liegt und den Namen Nixenstein führt. Viele Leute wollen an diesen tage schon ihr Wehklagen gehört haben. Die Nixe soll eine Kammerfrau in dem Schlosse des Raubritters gewesen und vielen Anteil an der schweren Schuld des Herrn von Voß gehabt haben.