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Küstriner Schloss: die Ruine
Bis zu seiner Zerstörung im Jahre 1945 war das Küstriner Schloss das Wahrzeichen der Stadt. Die Ersterwähnung erfolgte 1323 als “castello Custrin”. Damals handelte es sich aber nicht um ein Schloss, sondern nur um eine burgähnliche Anlage, die in der dt. Literatur als das “feste Haus” bezeichnet wird. Bereits im 15.Jh. wurde es mit angrenzender Kapelle, vermutlich durch die Johanniter errichtet.
Mit der Übernahme der Neumark durch den Deutschen Orden 1402 gelangte auch dieses “feste Haus” in ihren Besitz. Die Ordensritter bauten es zur Verteidigung gegen Brandenburg, ihren westlichen Nachbarn, aus. In den Ruinen des Schlosses konnte man 1945 gotische Fensternieschen und mittelalterliche Gewölbe erkennen.
Baumeister Zahn aus Danzig leitete 1440 den Bau des zweiflügligen mittelalterlichen Gebäudes. Das Schloss wurde nach dem Plan eines Trapezes gebaut, welches 38 Meter breit und 40 Meter hoch war.
Johann von Brandenburg-Küstrin, vielleicht besser bekannt als Hans von Küstrin, ließ das Küstriner Schloss in den Jahren 1535 bis 1537 um- und ausbauen. Während seiner Regierungszeit hatte das Schloss drei Flügel: den Oderflügel, den Eingangsflügel und den Kirchflügel und war von einem Graben und einer Mauer umgeben. Zwei der Flügel lehnten an eine Seite der alten Ordensburg. Zugang bestand nur über eine Zugbrücke die durch ein streng bewachtes Tor vom Renneplatz aus betreten werden konnte.
Außer Johann und seiner Familie wohnten noch die Mitglieder des Hofstaates und Beamte im Schloß. Trotz einfacher Haushaltsführung erforderte die Versorgung von etwa 200 Personen täglich schon ein gewisses Maß an Organisation. Die größten Festlichkeiten, die jemals im Schloß gefeiert wurden, waren die Hochzeiten seiner beiden Töchter.
1560 gab Markgraf Johann als Dienstanweisung für die Beamten und Angestellten des Schlosses eine Hofordnung heraus. Für die Durchsetzung derselben war der Schlosshauptmann verantwortlich.
Durch einen Treppenturm bestand vom Hof aus ein separater Zugang zu jedem Schlossflügel. Das Schloss hatte drei Stockwerke und einen viereckigen Grundriss. Der Anbau des vierten Schlossflügels erfolgte unter dem Schwiegersohn Johanns, Joachim Friedrich. Er ließ auch die alte Ordensburg bis auf einen Turm abreißen. Nach dem Tod seiner Frau 1574 wurde das Schloss zum Behördenhaus. Der Schloßhauptmann hieß nun Festungskommandant.
Leider blieb von der Ausstattung des Schlosses aus der Zeit Johann von Brandenburgs fast nichts erhalten. Allein die drei Renaissanceportale im Innenhof gaben bis 1945 Auskunft über den Kunstgeschmack der damaligen Zeit. Das Paulus- und das Kellerportal waren aus gebranntem Ton, das Delphinportal eine Sandsteinarbeit. Allein das Paulusportal ist heute noch erhalten und befindet sich im Museum in Gorzów.
1627 schickte Kurfürst Georg Wilhelm seinen sechsjährigen Sohn Friedrich Wilhelm nach Küstrin. Im Schutze der Festung wurde der Kurprinz nach den neusten Lehrmethoden des Erasmus von Rotterdam unterrichtet. Er erlernte während seines fünfjährigen Küstrin-Aufenthaltes vier Fremdsprachen, darunter sogar polnisch, was ihm später sehr von Nutzen war. Als der Große Kurfürst ist er in die Geschichte eingegangen. Er ließ auch das im Dreißigjährigen Krieg stark zerstörte Schloß wieder aufbauen.
Der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. ließ den Charakter des Küstriner Schlosses grundlegend verändern. Die Kupferplatten der Dächer kamen in Geschützgießereien, Prunkmöbel und Bilder in andere königliche Schlösser. 1718 wurde die Kriegs- und Domänenkammer der Neumark gegründet. Sie hatte ihre Verwaltungs- und Geschäftsräume im Schloss.
Im September 1730 kam der wohl brühmteste Gefangene Küstrins im Schloss an. Kronprinz Friedrich, der spätere Alte Fritz, hatte mit seinem Freund Katte vor der strengen Zucht des Vaters fliehen wollen. Leutnant Katte bezahlte dies mit dem Leben, Kronprinz Friedrich mit Haft und der Einwilligung zur Ehe mit einer ungeliebten Frau.
Beim Brand 1758 wurde auch das Schloss stark beschädigt. Die Stadt hatte es allerdings härter getroffen. Daher begann der Wiederaufbau desselben erst 1770. Die Schloßgräben wurden zu dieser Zeit auch zugeschüttet.
Von 1806 bis 1814 befand sich im Schloß ein Militärkrankenhaus, ab 1814 eine Kaserne. Die Schloßkapelle wurde zu diesem Zeitpunkt Garnisonskirche. 1820 bis 1825 renovierte man Fassaden und Innenräume. Durch Abtragung der Festungsmauer 1898 entstand zwischen Schloß und Oder ein Exerzierplatz.
Seit 1901 bestand im Schloß das Friedrichszimmer, ab 1903 das Friedrichsmuseum. Am 24. Oktober 1903 wurden im Schlosshof, durch eine Stiftung des Kaisers, das Denkmal des Kurprinzen und im Museum die Marmorbüste Friedrich II. eingeweiht.
Im Zweiten Weltkrieg brannte das Schloss aus. Am schwersten waren Dach, Kuppel und Innenräume betroffen. Nur die Mauern und einige Teile der Renaissance-Ornamente vom Innenhof blieben erhalten. Diese wurden von Wissenschaftlern der technischen Hochschulen Warschau und Gdańsk unter der Leitung von Professor J. Stankiewicz inventarisiert. Im Jahre 1969 wurden die Schlossruinen gesprengt und abgetragen.